Eigenleistung bei Dämmung: So vermeiden Sie Schimmelrisiken
Okt, 31 2025
Wenn Sie Ihre Wohnung oder Ihr Haus dämmen, sparen Sie nicht nur Energiekosten - Sie schützen auch die Bausubstanz. Aber nur, wenn alles richtig gemacht wird. Viele Hausbesitzer greifen zur Eigenleistung, weil sie glauben, dass sie mit ein paar Stunden Arbeit und einem günstigen Materialpaket den gleichen Effekt wie ein Profi erzielen. Doch die Realität sieht anders aus. Eigenleistung bei Dämmung kann schnell zu teuren Schäden führen - besonders wenn Schimmel entsteht. Und das ist kein seltenes Szenario.
Warum Schimmel nach Eigenleistung so häufig vorkommt
Schimmel wächst nicht, weil Sie gedämmt haben. Sondern weil Sie falsch gedämmt haben. Die Dämmung selbst ist nicht die Ursache. Es sind die Fehler bei der Installation. Ein kleiner Luftspalt zwischen Dämmplatte und Wand, eine lückenhafte Dampfbremse, ein nicht berücksichtigter Fensteranschluss - das reicht aus. Laut der Technischen Universität Dresden (2021) haben 78 Prozent der Eigenleistungen bei Innendämmung Probleme mit der Dampfbremse. Das ist die wichtigste Schutzschicht. Sie verhindert, dass warme, feuchte Raumluft in die Wand eindringt und dort kondensiert. Wenn das passiert, entsteht Tauwasser - und Schimmel findet seinen perfekten Nährboden.Ein typischer Fall: Ein Hausbesitzer in Dresden hat im Winter 2023 selbst Holzfaserdämmung in der Wohnzimmerwand verlegt. Er hat die Platten verklebt, aber die Dampfbremse nur an einigen Stellen abgeklebt. Acht Monate später: schwarze Flecken an der Fensterlaibung. Die Ursache? Ein Versatz von nur 1,5 Millimetern in der Dampfbremse. Das reicht, um Feuchtigkeit einzuschleusen. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz warnt: „Schon ein minimaler Fehler bei der Dampfbremse führt zu Kondensatbildung.“
Die falsche Annahme: „Atmende Wände“
Viele Heimwerker glauben, dass Wände „atmen“ müssen - also Luft durchlassen. Das ist ein gefährlicher Mythos. Prof. Dr. Hartwig Künzel vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik hat das in seinem Standardwerk „Bauphysik kompakt“ (2021) klar widerlegt: „Der Luftaustausch durch massive Wände beträgt maximal 0,05 Kubikmeter pro Stunde pro Quadratmeter.“ Das ist vernachlässigbar. Was wirklich zählt, ist kontrolliertes Lüften. Nach einer Dämmung brauchen Sie nicht mehr Luft durch die Wand - sondern mehr Luftwechsel im Raum.Das Umweltbundesamt empfiehlt: Drei Mal täglich fünf Minuten Stoßlüften, besonders bei Außentemperaturen unter 5°C. Wer das nicht macht, sammelt Feuchtigkeit. Und die wandert in die Wände - genau dort, wo die Dämmung sie nicht mehr entweichen lassen kann.
Wo Eigenleistung funktioniert - und wo sie riskant ist
Nicht alles ist gleich gefährlich. Es gibt Bereiche, in denen Eigenleistung sicher und sinnvoll ist. Und andere, bei denen Sie sich lieber einen Profi holen sollten.- Sicher für Eigenleistung: Dachbodendämmung mit Zellulose oder Glaswolle. Hier ist der Aufbau einfach, die Raumluft ist nicht direkt mit der Dämmung verbunden, und es gibt kaum Anschlussdetails, die falsch gemacht werden können. Der Bundesverband Wärmedämm-Systeme (BVWS) bestätigt: Nur 12,3 Prozent der Fehler treten hier auf.
- Sehr riskant: Innendämmung, Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) an der Fassade, Dämmung unter Fenstern oder an Balkonplatten. Hier müssen Sie die Wärmebrücken genau berechnen, die Dampfbremse lückenlos verlegen und die Anschlüsse dicht machen. Die Fehlerquote liegt bei diesen Arbeiten bei 67,8 Prozent - fast sieben von zehn Versuchen scheitern.
Ein weiterer Punkt: Die Materialwahl. Viele kaufen einfach die billigste Dämmplatte im Baumarkt - ohne zu prüfen, ob sie für die Wandart geeignet ist. Ein Zementputz braucht andere Materialien als ein altes Mauerwerk. Die falsche Wahl führt zu Feuchtigkeitsstau - und Schimmel.
Was Fachleute können - und Sie nicht
Professionelle Dämmfirmen arbeiten mit Werkzeugen, die Sie als Privatperson nicht haben. Wärmebildkameras zeigen, wo Wärme entweicht. Feuchtemessgeräte erkennen unsichtbare Feuchtigkeit in der Wand. Sie messen den U-Wert, prüfen die Dampfbremse mit Luftdichtigkeitstests und dokumentieren alles. Das ist kein Luxus - das ist Standard.Ein Beispiel: Ein Luftspalt von nur 5 Millimetern bei der Verklebung einer Dämmplatte verschlechtert den Wärmedurchgangskoeffizienten um bis zu 35 Prozent. Das bedeutet: Sie sparen weniger Energie - und schaffen gleichzeitig eine Feuchtefalle. Ein Heimwerker sieht diesen Spalt nicht. Ein Profi misst ihn.
Auch die Haftung ist ein entscheidender Punkt. Wenn Sie selbst dämmen, übernehmen Sie die volle Verantwortung. Keine Gewährleistung, keine Haftung für Folgeschäden. Ein Fachbetrieb haftet nach IHK-Richtlinien mindestens fünf Jahre. Wenn nach zwei Jahren Schimmel auftritt, zahlt er. Bei Eigenleistung? Sie zahlen - und das oft mehr als 8.450 Euro pro Fall, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ermittelt hat.
Fördergelder verlieren Sie auch
Sie wollen die Dämmung mit Fördergeldern vom BAFA finanzieren? Dann müssen Sie aufpassen. Seit Januar 2023 verlangt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle explizit: Mindestens 50 Prozent der Arbeiten müssen von zertifizierten Fachbetrieben durchgeführt werden. Wer alles selbst macht, bekommt keinen Cent. Das gilt auch für Projekte über 15.000 Euro - da brauchen Sie zudem einen Fachplanernachweis. Die Eigenleistung spart zwar Materialkosten - aber Sie verlieren die Förderung. Das ist ein falscher Sparansatz.
Was Sie tun können - wenn Sie nicht alles selbst machen wollen
Sie wollen nicht den ganzen Job einem Profi überlassen? Dann machen Sie es so: Planen Sie mit einem Experten. Holen Sie sich eine Grundberatung von einem zertifizierten Energieberater. Die kostet ab 150 Euro - aber sie verhindert teure Fehler. Nutzen Sie die kostenlose Planungssoftware „DämmCheck“ des Umweltbundesamtes. Dort simulieren Sie Ihre Maßnahme - und sehen vorher, wo Risiken liegen.Ein weiterer Tipp: Machen Sie nur die einfachen Teile selbst - und lassen Sie die kritischen Arbeiten von einem Handwerker erledigen. Beispiel: Sie verlegen die Dämmung im Dachboden selbst - aber der Profi macht die Anschlüsse an der Decke, die Dampfbremse und die Abdichtung an den Wänden. So sparen Sie Geld - und vermeiden Schimmel.
Die größten Fehler bei Eigenleistungen - und wie Sie sie vermeiden
Nach Daten des Instituts für Schadenverhütung (2022) sind die häufigsten Fehler bei Eigenleistungen:- Unvollständige Dampfbremse (43,7 %) - Nicht überall verklebt, nicht an den Rändern abgedichtet, nicht an Rohrleitungen angeschlossen.
- Falsche Materialwahl (28,9 %) - Dämmplatte zu dicht, zu wenig diffusionsoffen, nicht für die Wandart geeignet.
- Mangelnde Anschlussdetails (19,2 %) - Fenster, Türen, Rohre, Deckenanschlüsse nicht richtig gedämmt und abgedichtet.
- Unzureichendes Lüften (8,2 %) - Nach der Dämmung wird weiterhin wie vorher gelüftet - mit den Folgen.
Die Lösung? Lesen Sie die Anleitungen der Verbraucherzentrale. Die Broschüre „Dämmen leicht gemacht“ (3. Auflage 2023) ist kostenlos erhältlich und zeigt Schritt für Schritt, wie Sie Dachbodendämmung sicher machen. Aber: Für Innendämmung oder Fassade gibt es keine „einfache Anleitung“. Da brauchen Sie Fachwissen - und das lernt man nicht in einem YouTube-Video.
Die Zukunft: Weniger Eigenleistung, mehr Sicherheit
Die technischen Anforderungen steigen. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) verschärft die U-Wert-Vorgaben immer weiter - heute liegt der Grenzwert für Neubauten bei 0,15 W/m²K. Das ist kaum noch mit DIY-Maßnahmen zu erreichen. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) plant bis Ende 2024 bundesweite „DIY-Sicherheitschecks“ in Baumärkten - mit einfachen Tests, die zeigen, ob Ihre geplante Maßnahme überhaupt sinnvoll ist.Und die Handwerkskammern beobachten einen Anstieg der Beratungsanfragen um 37 Prozent. Das heißt: Immer mehr Menschen merken, dass Eigenleistung teuer wird - nicht nur in Geld, sondern in Gesundheit. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) warnt: Ohne Schutzmaske und Handschuhe bei der Verarbeitung von Steinwolle oder Glaswolle können Feinstaubkonzentrationen bis zu 1,2 mg/m³ erreichen - das ist das Zwölffache des Grenzwerts.
Die Botschaft ist klar: Eigenleistung bei Dämmung lohnt sich nur bei einfachen Bereichen - und nur, wenn Sie genau wissen, was Sie tun. Alles andere ist ein Risiko, das Sie nicht tragen sollten.
Kann ich Innendämmung selbst machen, ohne Schimmelrisiko?
Nein. Innendämmung ist eine hochkomplexe Maßnahme, die Fachwissen über Feuchtedynamik, Dampfbremsen, Wärmebrücken und Anschlussdetails erfordert. Selbst kleinste Fehler - wie ein 1,5 mm großer Versatz in der Dampfbremse - führen zu Kondensatbildung und Schimmel. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz empfiehlt ausdrücklich: Innendämmung sollte ausschließlich von Fachplanern durchgeführt werden.
Welche Dämmung kann ich wirklich selbst machen?
Dachbodendämmung mit Zellulose oder Glaswolle ist der sicherste Bereich für Eigenleistung. Hier gibt es kaum Anschlüsse, die falsch gemacht werden können, und die Raumluft ist nicht direkt mit der Dämmung verbunden. Auch Kellerdeckendämmung ist relativ einfach. Alles, was mit Außenwänden, Fenstern oder Innendämmung zu tun hat, sollte professionell erfolgen.
Warum verliere ich Fördergelder, wenn ich selbst dämmen?
Seit Januar 2023 verlangt das BAFA für Fördergelder, dass mindestens 50 Prozent der Arbeiten von zertifizierten Fachbetrieben ausgeführt werden. Wenn Sie alles selbst machen, ist das Projekt nicht förderfähig. Zudem brauchen Sie bei Projekten über 15.000 Euro einen Fachplanernachweis - den können Sie als Privatperson nicht stellen.
Wie erkenne ich, ob Schimmel durch Dämmung entstanden ist?
Schimmel nach Dämmung zeigt sich oft an kalten Stellen: an Fensterlaibungen, an Ecken, hinter Möbeln oder an Deckenanschlüssen. Er entsteht dort, wo die Wandtemperatur unter den Taupunkt fällt - meist weil die Dämmung nicht lückenlos oder falsch verlegt wurde. Ein Wärmebild kann helfen, aber oft ist der Schimmel erst sichtbar, wenn der Schaden schon da ist. Vorbeugen ist besser als reparieren.
Wie viel kostet ein Schimmelschaden im Durchschnitt?
Ein durchschnittlicher Schimmelschaden durch unsachgemäße Dämmung kostet 8.450 Euro - laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Das beinhaltet Sanierung, Trocknung, Schadensbeseitigung und oft auch Gesundheitsuntersuchungen. Die anfängliche Kosteneinsparung bei Eigenleistung (ca. 20-30 Euro pro Quadratmeter) ist damit weit überwogen.