Steckdosen und Schalter planen: Die richtige Anzahl und Position in jedem Raum
Nov, 5 2025
Stell dir vor: Du hast dein neues Zuhause endlich bezogen, alles ist schön eingerichtet - und dann stehst du mit dem Ladekabel deines Handys in der Hand und kannst es nirgendwo anschließen. Oder du musst dich jedes Mal bücken, um den Lichtschalter im Flur zu betätigen. Solche Situationen sind kein Zufall. Sie entstehen, weil die Elektroinstallation nicht richtig geplant wurde. Die gute Nachricht: Es gibt eine klare Regel, die das verhindert. In Deutschland ist das die DIN 18015. Sie sagt genau, wo und wie viele Steckdosen und Schalter in jedem Raum nötig sind - nicht als Vorschlag, sondern als Mindeststandard. Wer das ignoriert, baut sich Ärger, Unbequemlichkeit und sogar Gefahren ein.
Was die DIN 18015 wirklich vorschreibt
Die DIN 18015 ist keine Empfehlung, sondern eine verbindliche Norm. Sie wurde zuletzt im Oktober 2021 aktualisiert und gilt für alle Neubauten und umfassenden Sanierungen in Wohnungen. Der Zweck ist klar: Sicherheit, Funktionalität und Nutzerfreundlichkeit. Die Norm ist in drei Teile gegliedert. Teil 1 kümmert sich um die grundlegende elektrische Ausstattung - also Steckdosen, Schalter, Verteiler. Teil 2 regelt Netzwerke und Kommunikation, Teil 3 geht auf besondere Anforderungen ein, etwa für Barrierefreiheit oder Smart Home.
Ein zentrales Prinzip: Die Steckdosen müssen so verteilt sein, dass du nie länger als 2 Meter mit einem Verlängerungskabel herumlaufen musst. Das klingt einfach, wird aber oft falsch umgesetzt. Die Norm legt auch die Höhe fest: Steckdosen gehören zwischen 30 und 150 cm über dem fertigen Boden. Der ideale Wert? 30 cm. Warum? Weil das genau die Höhe ist, an der Steckdosen von Möbeln wie Betten, Sofas oder Kommoden nicht verdeckt werden. Und sie sind leicht zu erreichen, ohne sich zu bücken. Lichtschalter hingegen werden meist auf 100 bis 110 cm Höhe montiert - das ist die natürliche Reichweite einer stehenden Person.
Wie viele Steckdosen braucht jeder Raum?
Die DIN 18015 gibt klare Zahlen vor - aber viele Menschen unterschätzen, wie viele wirklich nötig sind. Hier die konkreten Vorgaben für jeden Raum:
- Wohnzimmer: Mindestens sechs Steckdosen. Das ist nicht übertrieben. Denk an Fernseher, Soundbar, Lampe, Spielkonsole, Ladestation für Tablet, Laptop, vielleicht einen Smart Speaker. Und wenn du später einen Fernseher an die Wand hängst? Dann brauchst du eine Steckdose direkt dahinter - sonst bleibt das Kabel hängen. Die Norm sagt: Verteile sie gleichmäßig auf alle Wandabschnitte. Keine drei auf einer Wand, keine auf der anderen.
- Schlafzimmer: Für jeden Bettplatz brauchst du zwei Steckdosen. Das ist wichtig. Wer hat nicht schon mal versucht, das Handy am Kopfende zu laden, während der Nachttisch voll ist? Und zusätzlich brauchst du eine Schaltstelle für die Deckenlampe - idealerweise direkt am Eingang. Wer ein großes Bett hat, sollte auch an der anderen Seite eine Steckdose planen. Und wenn du einen Nachttisch mit USB-Anschluss hast? Dann brauchst du trotzdem eine normale Steckdose. USB-Anschlüsse werden schnell veraltet.
- Küche: Hier ist es besonders kritisch. Die Norm verlangt mindestens vier Steckdosen - aber in der Praxis brauchst du viel mehr. Kaffeevollautomat, Toaster, Mixer, Wasserkocher, Handrührgerät, Dunstabzugshaube, Spülmaschine, Kühlschrank. Die Norm sagt: Jeder feste Küchengerät muss einen eigenen, benannten Anschluss haben. Das bedeutet: Keine Steckdose für drei Geräte. Jedes Gerät braucht seinen eigenen Anschluss. Und die Steckdosen müssen mindestens 15 cm über der Arbeitsplatte liegen. Warum? Weil du sonst bei der Spülmaschine oder beim Kochen das Kabel unter Wasser bekommst. Und: Vermeide Steckdosen direkt über dem Spülbecken.
- Badezimmer: Hier gelten strenge Sicherheitsregeln. Steckdosen sind nur in Zone 3 erlaubt - das ist der Bereich mindestens 60 cm vom Becken, der Dusche oder der Badewanne entfernt. Das bedeutet: Keine Steckdose neben der Dusche oder direkt über dem Waschbecken. Eine Steckdose reicht, aber sie muss mit einem Fehlerstromschutzschalter (RCD) gesichert sein. Und: Denk an die Rasiersteckdose. Die ist oft ein separate Anschluss mit Schutzkontakt, der extra geplant werden muss.
- Flur: Mindestens eine Steckdose. Nicht nur für Staubsauger. Auch für eine Stehlampe, einen Smart Home Hub oder ein Ladegerät. Und mindestens ein Lichtschalter - idealerweise an beiden Enden des Flurs. Wenn du zwei Türen hast, muss du von beiden aus das Licht einschalten können. Das ist Pflicht.
- Arbeitszimmer / Homeoffice: Hier ist die Norm oft nicht ausreichend. Die Norm verlangt vier Steckdosen. Aber wer arbeitet mit Laptop, Monitor, Drucker, Router, Lampe, Telefonbasisstation, Steckdosenleiste? Das sind mindestens sechs Geräte. Experten empfehlen daher: Rechne 20 bis 30 Prozent mehr als die Norm vorschreibt. In einem Homeoffice sind zehn Steckdosen keine Überforderung. Und: Platzier eine Steckdose direkt unter dem Schreibtisch. Sonst versteckst du die Kabel hinter dem Tisch - und das ist eine Stolperfalle.
Die richtige Position: Wo genau kommt was hin?
Es reicht nicht, die Anzahl zu kennen. Die Position ist genauso wichtig. Die DIN 18015 sagt: Leitungen laufen senkrecht nach oben oder unten - und dann waagerecht. Entweder 30 cm unter der Decke oder zwischen 15 und 30 cm über dem Boden. Das ist kein Zufall. Es schützt dich beim Bohren. Wenn du später ein Bild aufhängen willst, weißt du: 15 bis 30 cm über dem Boden ist sicher. Alles dazwischen? Risiko. Die Norm macht das für dich transparent.
Steckdosen sollten immer mindestens 30 cm von einer Ecke entfernt sein. Warum? Weil Möbel sonst davorstehen und die Steckdose unzugänglich machen. Und: Keine Steckdosen direkt hinter dem Sofa oder dem Bett. Das ist eine der häufigsten Fehler. Du willst die Steckdose nicht hinter dem Möbel, sondern daneben - so, dass du sie mit der Hand erreichen kannst, ohne das Möbel wegzuschieben.
Bei Schaltern: Immer an der Türseite, auf der Seite, wo du den Raum betrittst. Und nicht auf der Wand, wo das Fenster ist. Sonst stehst du im Dunkeln, bis du die Tür schließt. Bei Schlafzimmern: Ein Schalter am Eingang, ein zweiter am Bett - idealerweise als Berührungsschalter oder Funkschalter. So kannst du das Licht einschalten, ohne aufzustehen.
Warum mehr als die Norm oft nötig ist
Die DIN 18015 wurde 2021 aktualisiert - aber sie denkt noch nicht vollständig an die Zukunft. Smart Home, WLAN-Accesspoints, Ladestationen für E-Bikes, mehrere Tablets, Laptops, Smart TVs, Sprachassistenten - das alles braucht Strom. Und das war vor zehn Jahren noch nicht so relevant.
Elektrofachleute raten heute: Erhöhe die Steckdosenanzahl um 20 bis 30 Prozent - besonders in Wohnbereichen, Küchen und Homeoffice. In einer 80 Quadratmeter-Wohnung mit drei Zimmern reichen die 18 Steckdosen, die die Norm vorschreibt, nicht mehr aus. 25 bis 30 sind realistischer. Und vergiss nicht: Jeder USB-Anschluss am Fernseher oder am Ladegerät ersetzt keine normale Steckdose. Die brauchst du für Geräte, die keinen USB-Anschluss haben - und das sind noch immer die meisten.
Ein Tipp von erfahrenen Installateuren: Nutze 5-fach-Rahmen. Die sind genormt, haben exakt 71 mm Abstand zwischen den Anschlüssen und lassen sich sauber anbringen. So vermeidest du Kabelsalat und sorgst für ein professionelles Ergebnis. Und: Plan immer eine Steckdose für eine Steckdosenleiste - auch wenn du sie jetzt nicht brauchst. Du wirst sie später brauchen.
Was du beim Nachrüsten oder Renovieren beachten musst
Wenn du in einer alten Wohnung lebst, wo die Steckdosen noch in 15 cm Höhe sind - dann ist das nicht mehr zeitgemäß. Aber du kannst es ändern. Beim Renovieren ist die DIN 18015 bindend. Du darfst nicht einfach alte Leitungen überdecken und neue Steckdosen an beliebiger Stelle einbauen. Die Leitungen müssen in den vorgesehenen Zonen verlaufen - sonst riskierst du beim Bohren eine Leitung zu treffen.
Ein Mieter aus Frankfurt berichtete im Forum: „Ich habe beim Bohren eine Stromleitung getroffen - und war zwei Stunden ohne Strom.“ Das passiert, wenn man die Installationszonen nicht kennt. Deshalb: Lass dir vor jedem Bohren ein Lageverzeichnis der Leitungen vom Vermieter oder vom Elektroinstallateur zeigen. Das ist kein Luxus, das ist Pflicht. Und wenn du selbst baust: Mach dir einen Plan. Zeichne jeden Steckdosen- und Schalterstandort auf. Und dokumentiere es. Ein Foto mit Beschriftung reicht. Später, wenn du das Bad renovierst oder ein Regal aufhängst, weißt du genau, wo du bohren darfst.
Die Zukunft der Elektroplanung
Die DIN 18015 wird weiterentwickelt. Eine neue Fassung ist für 2025 geplant. Die VDE-Arbeitsgruppe arbeitet daran, die Mindestanzahl der Steckdosen in Wohn- und Arbeitsräumen um 25 Prozent zu erhöhen. Warum? Weil wir immer mehr Geräte haben - und sie alle brauchen Strom. Außerdem wird die Integration von Ladeanschlüssen für Elektrofahrzeuge in der Wohnung ein neues Thema. Wer ein E-Auto hat, braucht eine Ladestation - und die muss in der Garage oder im Stellplatz installiert werden. Das ist kein Kleckerjob mehr, das ist ein Teil der Grundausstattung.
Smart Home wird nicht nur über WLAN laufen, sondern auch über leitungsgebundene Accesspoints. Die müssen in der oberen Installationszone - also 30 cm unter der Decke - installiert werden. Das ist in der DIN 18015-3 schon vorgesehen. Wer heute plant, sollte das berücksichtigen. Eine Steckdose in der Decke für einen Accesspoint - das ist die Zukunft.
Die richtige Elektroplanung ist keine Frage des Geschmacks. Sie ist eine Frage der Sicherheit, der Bequemlichkeit und der Zukunftsfähigkeit. Wer sie ignoriert, zahlt später mit Zeit, Geld und Nerven. Wer sie befolgt, hat ein Zuhause, das funktioniert - ohne Kabelsalat, ohne Stolperfallen, ohne Überraschungen.