Mieterauswahl bei Wohnimmobilien: So prüfen Sie Bonität, Unterlagen und Kriterien richtig
Dez, 31 2025
Warum die Mieterauswahl entscheidend ist
Ein Mieter, der nicht zahlt, kostet mehr als nur die Miete. In Deutschland ist eine Räumung nach Mietschulden extrem aufwendig - oft dauert sie über ein Jahr, kostet tausende Euro an Anwalts- und Gerichtskosten und hinterlässt einen leeren, beschädigten Raum. Laut dem Deutschen Mieterbund sind 68 % aller Mietausfälle auf eine unzureichende Auswahl zurückzuführen. Das bedeutet: Wer nicht sorgfältig prüft, riskiert nicht nur Einkommen, sondern auch Zeit, Nerven und den Wert der Immobilie.
Im Jahr 2025 ist der Wohnungsmarkt in deutschen Städten weiterhin angespannt. In Berlin liegt die Leerstandsquote bei nur 0,9 %, in Dresden bei 1,2 %. Das heißt: Es gibt mehr Interessenten als Wohnungen. Aber das ist kein Grund, einfach den ersten zu nehmen, der zahlt. Genauso gefährlich wie ein schlechter Mieter ist ein unvorbereiteter Vermieter. Wer nicht weiß, was er prüfen muss, wird leicht überrumpelt - und das führt zu Fehlern, die später teuer werden.
Die drei Säulen der Mieterauswahl
Die beste Mieterauswahl basiert auf drei Säulen: finanzielle Sicherheit, vollständige Unterlagen und soziale Passgenauigkeit. Keine davon kann allein stehen. Ein Mieter mit hohem Einkommen, aber ohne Schufa-Auskunft, ist ein Risiko. Ein Mieter mit perfekten Papieren, der laut und unzuverlässig ist, wird die Nachbarn belasten. Und ein ruhiger, ordentlicher Mensch, der nicht zahlen kann, wird letztlich auch zur Belastung.
Finanzielle Sicherheit: Bonität ist kein Bonus, sondern Pflicht
Die Bonität ist das Herzstück der Mieterauswahl. Es geht nicht darum, den reichsten Mieter zu finden, sondern den zuverlässigsten. Die Faustregel: Die Miete sollte nicht mehr als ein Drittel des Nettoeinkommens betragen. Wenn jemand 2.500 € netto verdient, ist eine Miete von 850 € akzeptabel. Eine Miete von 900 € ist schon grenzwertig. Bei 1.000 € Miete wäre das Einkommen zu niedrig - selbst wenn der Mieter momentan jobt.
Prüfen Sie nicht nur den letzten Gehaltsnachweis. Ein einmaliger Bonus, eine kurzfristige Überstundenzahlung oder ein befristeter Vertrag können trügerisch sein. Fragen Sie nach den Gehaltsnachweisen der letzten drei Monate. Wenn der Mieter selbstständig ist, brauchen Sie die letzten zwei Steuerbescheide und ggf. einen Einkommensnachweis vom Steuerberater. Ein Mieter mit einem festen Job und drei stabilen Monatslöhnen ist sicherer als jemand mit einem hohen, aber unregelmäßigen Einkommen.
Die Schufa-Auskunft muss aktuell sein - maximal 30 Tage alt. Sie ist kein Urteil, sondern ein Hinweis. Eine negative Schufa bedeutet nicht automatisch, dass der Mieter nicht zahlen kann. Vielleicht hat er eine alte Rechnung nicht bezahlt, weil er aus dem Ausland zurückkam. Aber: Keine Schufa-Auskunft = kein Mietvertrag. Punkt. Und: Seit 2023 ist es gesetzlich verpflichtend, zu dokumentieren, warum Sie die Auskunft anfordern. Sonst drohen Bußgelder bis zu 20.000 €.
Die Unterlagen: Was Sie unbedingt brauchen
Ein Mieter, der nicht alle Unterlagen bereitstellt, ist ein Warnsignal. Hier ist die Checkliste, die professionelle Vermieter verwenden:
- Personalausweis-Kopie - mit aktueller Adresse, nicht nur ein Lichtbild.
- Mieterselbstauskunft - das Formular von VerMietSicher.de oder der Sparkasse ist empfohlen. Es fragt nach Beruf, Familienstand, bisherigen Wohnungen und eventuellen Schuldnervermerken.
- Gehaltsnachweise der letzten drei Monate - Lohnabrechnungen, nicht nur eine Einkommensbescheinigung.
- Mietschuldenfreiheitsbescheinigung - vom letzten Vermieter, maximal drei Monate alt. Achtung: Viele sind gefälscht. Rufen Sie den früheren Vermieter an, wenn Sie Zweifel haben.
- Schufa-Auskunft - nur die offizielle Version von der Schufa selbst, nicht von Drittanbietern.
- Haftpflichtversicherungsnachweis - 78 % der professionellen Vermieter verlangen diesen. Ein Mieter ohne Haftpflicht ist ein Risiko für die gesamte Hausgemeinschaft.
Wenn jemand nur einen Teil der Unterlagen liefert, fragen Sie nach. Wenn er ausweicht, sagen Sie nein. Es gibt Hunderte von anderen Interessenten. Sie brauchen keinen verzweifelten Mieter. Sie brauchen einen verlässlichen.
Soziale Passgenauigkeit: Wer passt in Ihr Haus?
Ein ruhiger, ordentlicher Mieter ist wertvoll - aber nur, wenn er auch in die Hausgemeinschaft passt. In einem Haus mit vielen jungen Familien und Spielplatz wird ein Student, der nachts arbeitet und oft Besuch hat, schnell zum Problem. In einem Haus mit Senioren wird ein Partyliebhaber mit lauter Musik nicht lange bleiben.
Die Lösung: Ein kurzes, persönliches Gespräch. Setzen Sie sich mit dem Interessenten hin. Fragen Sie: „Was macht Ihnen hier besonders Spaß?“, „Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?“, „Was ist Ihnen in einer Wohnung am wichtigsten?“
Beobachten Sie. Kommt er pünktlich? Ist er höflich? Reagiert er auf Ihre Fragen offen? Hat er einen Hund, den er nicht im Haus halten darf? Hat er Kinder, die auf dem Treppenhaus herumtoben? Diese Dinge stehen nicht in den Papieren - aber sie entscheiden, ob das Mietverhältnis harmonisch wird oder in Streit endet.
Ein guter Tipp: Nutzen Sie die Hausordnung. Sie ist kein Verbotskatalog, sondern ein Vertrag über das Zusammenleben. Wenn Sie klare Regeln haben - z. B. „Keine laute Musik nach 22 Uhr“, „Haustiere nur mit Zustimmung“ - und diese im Mietvertrag aufnehmen, haben Sie eine klare Grundlage für Konflikte.
Was Sie nicht tun dürfen: Diskriminierung vermeiden
Ein großer Fehler, den viele Vermieter unbewusst machen: Sie entscheiden aufgrund von Herkunft, Alter, Familienstand oder Religion. Das ist illegal. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet das. Und es ist kein theoretisches Risiko - seit 2022 gibt es mehrere Gerichtsurteile, in denen Vermieter wegen Diskriminierung zu Schadensersatz verurteilt wurden.
Wie vermeiden Sie das? Nutzen Sie standardisierte Fragebögen. Fragt man immer dieselben Fragen - Beruf, Einkommen, bisherige Wohnungen, Haustiere - dann bleibt kein Raum für Vorurteile. Ein professioneller Vermieter in München berichtet: „Ich habe einen Fragebogen mit 12 Punkten. Jeder Interessent beantwortet denselben. Ich vergleiche die Antworten, nicht die Personen.“
Und: Vermeiden Sie Aussagen wie „Wir suchen keine Alleinerziehenden“ oder „Keine Ausländer“. Selbst wenn Sie das nicht laut sagen, aber in der Anzeige schreiben, können Sie belangt werden. Die Gerichte prüfen auch die Wortwahl in der Immobilienanzeige.
Die digitalen Fallen: Algorithmen und gefälschte Unterlagen
Im Jahr 2025 bewerben sich 45 % der Mieter digital. Das ist praktisch - aber auch riskant. Viele Plattformen nutzen Algorithmen, um „passende“ Mieter vorzuschlagen. Doch diese Algorithmen lernen aus historischen Daten - und die sind oft diskriminierend. Eine Studie der TU Berlin (2023) zeigte: 38 % der Algorithmen filtern automatisch Mieter mit Migrationshintergrund oder aus bestimmten Stadtteilen heraus.
Und: Fälschungen sind weit verbreitet. 31 % der Selbstauskünfte enthalten falsche Angaben. 19 % der Mietschuldenfreiheitsbescheinigungen sind gefälscht. 12 % der Gehaltsabrechnungen wurden mit Photoshop bearbeitet. Wie erkennen Sie das?
- Prüfen Sie die E-Mail-Adresse des Arbeitgebers. Rufen Sie die Personalabteilung an. Fragen Sie: „Ist Herr Müller tatsächlich bei Ihnen angestellt?“
- Die Mietschuldenfreiheitsbescheinigung sollte auf Briefpapier des früheren Vermieters oder der Hausverwaltung sein. Eine PDF-Datei von einem Privatmann ist suspekt.
- Bei Schufa-Auskünften: Prüfen Sie die Seriennummer und das Datum. Die Schufa sendet nur ausgewiesene Auskünfte mit QR-Code. Jede andere Version ist unecht.
Praxis-Tipp: Der 12-Schritte-Prozess
Professionelle Vermieter arbeiten strukturiert. Hier ist ein bewährter Ablauf:
- Definieren Sie Ihre Zielgruppe: Wer passt zu Ihrer Wohnung? (Studenten? Familien? Rentner?)
- Erstellen Sie eine klare Anzeige mit allen Pflichtangaben - keine Diskriminierung.
- Sammlung aller Unterlagen - nur vollständige Bewerbungen werden geprüft.
- Prüfung der Bonität: Einkommen, Schufa, Haftpflicht.
- Prüfung der Dokumente: Richtigkeit, Aktualität, Echtheit.
- Telefonisches Gespräch: Kurz, aber gezielt. Fragen Sie nach Motivation und Lebensstil.
- Termin zur Besichtigung: Beobachten Sie, wie der Interessent sich verhält.
- Personales Gespräch: Fragen Sie nach dem Leben, nicht nur nach dem Job.
- Vergleich der Kandidaten: Wer hat die besten Unterlagen und passt am besten?
- Referenzprüfung: Rufen Sie den letzten Vermieter an.
- Entscheidung: Nur wenn alle Kriterien erfüllt sind, bieten Sie an.
- Mietvertrag unterschreiben: Mit Hausordnung, Schufa-Bestätigung und Haftpflichtnachweis als Anlagen.
Dieser Prozess dauert 3-5 Stunden pro Woche - aber er verhindert 42 % mehr Mietausfälle als ein unstrukturiertes Vorgehen.
Was Sie nicht übersehen dürfen
Einige Dinge werden oft ignoriert - aber sie sind entscheidend:
- Energieausweis: 52 % der Vermieter berücksichtigen jetzt die Energieeffizienzklasse. Mieter mit höherer Bildung bevorzugen energieeffiziente Wohnungen - und zahlen lieber mehr, wenn die Heizkosten niedrig sind.
- Fachkräfte als Mieter: Handwerker, Pflegekräfte, Erzieher werden immer gesuchter. Sie sind zuverlässig, zahlen pünktlich und achten auf die Immobilie.
- Demografie: Bis 2035 steigt die Zahl der Einpersonenhaushalte um 12 %. Wer kleine Wohnungen vermietet, sollte auf Single-Mieter eingestellt sein - und die Kriterien entsprechend anpassen.
Frequently Asked Questions
Darf ich eine Schufa-Auskunft verlangen, wenn der Mieter aus dem Ausland kommt?
Ja, aber mit Einschränkungen. Wenn der Mieter noch nicht in Deutschland lebt, hat er keine deutsche Schufa. In diesem Fall verlangen Sie stattdessen einen internationalen Kreditwürdigkeitsnachweis (z. B. von Experian oder Equifax) oder eine Bescheinigung über regelmäßige Einkünfte aus dem Ausland. Ergänzen Sie das durch einen deutschen Bürgen mit Wohnsitz in Deutschland.
Wie lange darf ich die Unterlagen aufbewahren?
Nach dem Bundesdatenschutzgesetz müssen Sie die Unterlagen nur so lange aufbewahren, wie der Mietvertrag läuft - plus ein Jahr danach. Danach müssen Sie sie sicher vernichten. Wer länger speichert, riskiert Bußgelder. Speichern Sie die Daten verschlüsselt und nur in Papierform oder auf einem gesicherten Server.
Kann ich einen Mieter ablehnen, weil er einen Hund hat?
Nur, wenn es in der Hausordnung ausdrücklich verboten ist. Wenn Hunde erlaubt sind, dürfen Sie nicht ablehnen, nur weil jemand einen Hund hat. Sie können aber eine zusätzliche Kaution für Tierbeschädigungen verlangen - aber nur, wenn das im Mietvertrag steht und mit dem Mieter vereinbart wurde.
Was mache ich, wenn der Mieter seine Gehaltsnachweise nicht vorlegen kann?
Wenn der Mieter keine Gehaltsnachweise hat, fragen Sie nach anderen Einkommensquellen: Arbeitslosengeld, Rente, Unterhalt, Mieteinnahmen. Wenn er selbstständig ist, brauchen Sie Steuerbescheide oder eine Einkommensbescheinigung vom Steuerberater. Wenn nichts vorliegt: Kein Mietvertrag. Es gibt genug andere Interessenten mit nachweisbarem Einkommen.
Ist eine Mieterselbstauskunft rechtlich bindend?
Ja, die Mieterselbstauskunft ist Teil des Bewerbungsprozesses und wird im Mietvertrag als vertrauliche Erklärung bezeichnet. Wenn sich später herausstellt, dass der Mieter falsche Angaben gemacht hat - z. B. über frühere Mietschulden -, können Sie den Vertrag fristlos kündigen. Das ist ein wichtiger rechtlicher Hebel.
Was als nächstes?
Die Mieterauswahl ist kein einmaliger Akt. Sie ist eine Haltung. Wer sorgfältig prüft, spart Zeit, Geld und Stress. Wer nachlässig ist, zahlt später doppelt - mit leeren Räumen, Streit und Rechtsstreitigkeiten. Nutzen Sie die Checkliste. Verlangen Sie die Unterlagen. Prüfen Sie die Bonität. Sprechen Sie mit den Interessenten. Und lassen Sie sich nicht von der Angst vor Leerstand drängen. Ein guter Mieter wartet - aber nur, wenn Sie bereit sind, ihn richtig zu finden.