Gasanschluss prüfen: So sicherstellen, dass Kapazität, Druck und Sicherheit stimmen
Nov, 11 2025
Warum Sie einen Gasanschluss nicht einfach so anschließen dürfen
Ein Gasanschluss klingt wie eine einfache Sache: Leitung legen, Gerät anschließen, Gas einschalten. Aber das ist gefährlich. Jedes Jahr passieren in Deutschland Hunderte Gasunfälle - viele davon wegen unzureichend geprüfter Installationen. Die gute Nachricht: Die meisten lassen sich vermeiden. Die Gasanschluss prüfen ist kein optionaler Schritt, sondern eine gesetzliche Pflicht. Und sie rettet Leben. Es geht nicht nur um den Druck, sondern um die ganze Kette: Material, Verbindungen, Raumtemperatur, Dokumentation. Wer das nicht versteht, setzt sich und andere in Gefahr.
Was genau wird bei einer Gasanschlussprüfung überprüft?
Es gibt zwei Hauptprüfungen - und beide sind nötig. Die erste ist die Belastungsprüfung. Hier wird die Leitung mit Luft oder Inertgas auf mindestens 1 Bar gedrückt - das ist deutlich mehr als der normale Betriebsdruck von 20 bis 50 mbar. Der Druck bleibt mindestens 10 Minuten stabil. Wenn er sinkt, gibt es ein Leck. Diese Prüfung findet meistens vor dem Verputzen statt, denn nur so können Sie alle Verbindungen sehen und erreichen.
Danach kommt die Dichtheitsprüfung. Jetzt wird der Druck auf den tatsächlichen Betriebsdruck von maximal 50 mbar reduziert. Warum nicht höher? Weil Gasgeräte, Zähler und Sicherheitsventile nicht für höhere Drücke ausgelegt sind. Hier geht es nicht um Festigkeit, sondern um kleinste Undichtigkeiten. Selbst ein Haarriss in einer Schweißnaht oder eine lose Schraube wird sichtbar. Die Kombination aus beiden Prüfungen erkennt 98,7 % aller Fehler - allein die optische Kontrolle schafft nur 32 %. Das ist kein Unterschied, das ist ein Riesensprung.
Die wichtigsten technischen Vorgaben - keine Spielerei
Die Regeln sind klar, und sie stammen nicht von irgendwem. Sie kommen vom DVGW, dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches, und sind in den TRGI 2008 festgeschrieben. Das ist die aktuelle Rechtsgrundlage. Wer sie ignoriert, handelt nicht nur fahrlässig, sondern bricht das Gesetz.
Prüfmedien dürfen nur Luft oder Inertgas sein. Niemals Erdgas oder andere brennbare Gase - das wäre wie eine Bombe zu testen. Messgeräte müssen eine Auflösung von mindestens 0,1 mbar haben. Das ist kein Luxus. Bei einer Temperaturänderung von nur 5 Grad kann sich der Druck um mehrere mbar verschieben - und das führt zu falschen Ergebnissen. Deshalb wird die Prüfung immer bei konstanten Raumtemperaturen zwischen 15 und 25 °C durchgeführt. In der Praxis bedeutet das: Keine Sonneneinstrahlung auf die Leitungen, keine Heizkörper direkt daneben, keine Kälte durch offene Türen.
Gas-Druckregelanlagen müssen nach DVGW-Arbeitsblatt G 491 ausgelegt sein. In Deutschland gibt es rund 53.000 solcher Anlagen - alle müssen diesen Standard erfüllen. Und die Prüfbescheinigung? Die muss nach DIN 14382 erstellt werden. Sie ist Pflicht bei Neubauten und wird vom Netzbetreiber verlangt. Ohne diese Unterlagen bekommen Sie keine Gaszulassung - egal wie gut die Installation aussieht.
Wo die meisten Fehler passieren - und wie Sie sie vermeiden
Die meisten Probleme entstehen nicht durch schlechte Materialien, sondern durch falsche Ausführung. Hier sind die häufigsten Fehler, die ich in der Praxis sehe:
- Verdeckte Leitungen: Wer die Leitung verputzt, bevor die Prüfung durchgeführt wurde, nimmt ein großes Risiko in Kauf. 12,3 % aller späteren Reparaturen betreffen genau solche Fälle - die Fehler waren einfach nicht sichtbar. Die Lösung? Prüfen, bevor der Putz kommt. Punkt.
- Temperaturschwankungen: Ein Nutzer auf Reddit beschreibt es perfekt: „Bei Sonneneinstrahlung schwankt der Druck innerhalb von Minuten um 5 mbar.“ Das führt zu falsch positiven oder falsch negativen Ergebnissen. Prüfen Sie niemals an heißen Tagen, wenn die Leitung in der Sonne liegt.
- Unzureichende Dokumentation: Die Prüfergebnisse müssen 10 Jahre aufbewahrt werden. Viele Installateure speichern sie nur als Foto auf dem Handy - das reicht nicht. Es muss eine offizielle Prüfbescheinigung geben, mit Datum, Unterschrift, Gerätenummer, Druckwerten und Unterschrift des Prüfers.
- Ungeprüfte Schraubverbindungen: Eine Schraube, die nur halb angezogen ist, sieht von außen unschuldig aus. Aber bei 1 Bar Druck bläst sie sich auf - und platzt. Der Nutzer „GasMonteur2020“ berichtet: „Ich habe eine Undichtigkeit entdeckt, die optisch nicht sichtbar war.“ Das ist der Punkt: Die Belastungsprüfung zeigt, was das Auge nicht sieht.
Was passiert, wenn die Prüfung nicht gemacht wird?
Die Konsequenzen sind schwerwiegend. Erstens: Sie bekommen kein Gas. Der Netzbetreiber prüft die Unterlagen - ohne gültige Prüfbescheinigung wird der Anschluss nicht freigegeben. Zweitens: Ihre Versicherung zahlt bei einem Gasunfall nicht. Das ist kein Gerücht. Das steht in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen. Drittens: Sie haften persönlich. Wenn jemand durch Ihre fahrlässige Installation verletzt wird, können Sie strafrechtlich belangt werden - auch wenn Sie nicht der Installateur sind, sondern der Hausbesitzer, der sich selbst an die Leitung gewagt hat.
Und ja - es gibt Leute, die es versuchen. Ich kenne einen Fall aus Graz: Ein Hausbesitzer hat die Prüfung „nur zur Sicherheit“ verschoben, weil er „nur ein bisschen Gas braucht, um den Herd zu testen“. Drei Wochen später trat Gas aus - die Schweißnaht war fehlerhaft, und die Leitung war bereits verputzt. Die Reparatur kostete 12.000 Euro. Und der Versicherer hat nichts gezahlt.
Was ändert sich in Zukunft? Wasserstoff und digitale Prüfung
Die Gaswelt verändert sich. Ab 2025 soll bis zu 20 % Wasserstoff ins bestehende Netz eingespeist werden. Das bedeutet: Die Prüfmethoden müssen angepasst werden. Wasserstoff hat andere physikalische Eigenschaften - er ist kleiner, fließt schneller, ist leichter entzündlich. Die DVGW arbeitet bereits an einer Überarbeitung von G 491. Die neuen Prüfdrücke könnten bis zu 16 Bar betragen - also deutlich höher als heute.
Auch die Digitalisierung schreitet voran. 37,5 % der Prüfinstanzen nutzen heute digitale Messgeräte mit automatischer Dokumentation. Die Daten werden direkt in eine Cloud hochgeladen, die Prüfbescheinigung wird elektronisch signiert. Das macht alles schneller, transparenter und schwerer zu fälschen. In zehn Jahren wird niemand mehr mit einem analogen Manometer arbeiten - das ist die Zukunft.
Aber eines bleibt: Die Grundregeln. Druck prüfen. Dichtheit prüfen. Dokumentieren. Das ändert sich nicht. Auch bei Wasserstoff.
Was Hausbesitzer selbst tun können
Sie brauchen nicht selbst die Prüfung durchzuführen - das darf nur ein zertifizierter Installateur. Aber Sie können etwas tun: Die Hausschau. Vattenfall und andere Netzbetreiber empfehlen jährlich eine einfache Kontrolle:
- Geht alle freiliegenden Gasleitungen ab - im Keller, in der Küche, im Technikraum.
- Sind sie gut befestigt? Keine Durchhänger?
- Gibt es Rost, Korrosion oder Beschädigungen?
- Stinkt es nach faulen Eiern? Das ist ein Hinweis auf Gasaustritt - sofort lüften, Gas abdrehen, Notruf wählen.
Das ist keine Ersatzprüfung. Aber es ist eine wichtige Sicherheitsstufe. Viele Unfälle werden dadurch verhindert, dass jemand merkt: „Da stimmt was nicht.“
Wie finden Sie einen vertrauenswürdigen Installateur?
Nicht jeder, der sich „Gasinstallateur“ nennt, ist auch zertifiziert. Fragen Sie nach:
- Der Zertifizierung nach TRGI 2008
- Der Mitgliedschaft im ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima)
- Der Erfahrung mit Neubauten - nicht nur mit Reparaturen
- Der Dokumentation: Liefert er die Prüfbescheinigung nach DIN 14382?
Die Akzeptanzrate für die TRGI-Methode bei zertifizierten Installateuren liegt bei 99,2 %. Das ist fast perfekt. Wenn jemand Ihnen sagt, er mache „eine schnelle Prüfung“ oder „das ist doch nur ein kleiner Anschluss“ - laufen Sie weg. Das ist kein Sparmodell. Das ist ein Risiko.
Die wichtigsten Fakten auf einen Blick
- Belastungsprüfung: Mindestens 1 Bar, 10 Minuten, vor dem Verputzen
- Dichtheitsprüfung: Maximal 50 mbar, mit Messgerät (0,1 mbar Auflösung)
- Prüfmedien: Nur Luft oder Inertgas - niemals Erdgas
- Dokumentation: Prüfbescheinigung nach DIN 14382, 10 Jahre aufbewahren
- Temperatur: 15-25 °C, keine Sonneneinstrahlung
- Fehlererkennungsrate: 98,7 % mit kombinierter Prüfung
- Legalität: Ohne Prüfung kein Gasanschluss - und keine Versicherung
Kann ich die Gasanschlussprüfung selbst durchführen?
Nein. Die Gasanschlussprüfung darf nur von einem zertifizierten Installateur mit gültiger DVGW-Zulassung durchgeführt werden. Selbst wenn Sie technisch versiert sind: Die Haftung, die gesetzlichen Vorgaben und die erforderlichen Messgeräte machen eine Eigenprüfung illegal und extrem riskant. Eine falsche Prüfung kann zu schwerwiegenden Folgen führen - von Gaslecks bis hin zu Explosionen.
Wie lange dauert eine Gasanschlussprüfung?
Eine vollständige Prüfung - Belastungs- und Dichtheitsprüfung - dauert in der Regel zwischen 40 und 60 Minuten. Das hängt von der Komplexität der Anlage ab. Bei einfachen Neubauten mit wenigen Leitungen kann es schneller gehen, bei Bestandsgebäuden mit verdeckten Leitungen und alten Anschlüssen länger. Einige Installateure versprechen „15 Minuten“ - das ist nur eine Dichtheitsprüfung ohne Belastung. Das ist unvollständig und nicht zulässig.
Was kostet eine Gasanschlussprüfung?
Die Kosten liegen zwischen 150 und 400 Euro, abhängig von Region, Aufwand und Anzahl der Anschlüsse. Das ist kein „Zusatzpreis“, sondern ein fester Bestandteil der Installation. Manche Netzbetreiber bieten Pauschalen an, wenn die Prüfung mit der Anschlussanfrage verbunden wird. Vergleichen Sie Angebote - aber achten Sie darauf, dass die Prüfung nach TRGI 2008 erfolgt. Ein günstiger Preis, der keine vollständige Prüfung beinhaltet, ist teurer als er scheint.
Warum wird Luft statt Gas für die Prüfung verwendet?
Weil Luft und Inertgas nicht brennbar sind. Wenn Sie Erdgas für die Prüfung verwenden, riskieren Sie eine Explosion - besonders bei Undichtigkeiten. Selbst eine kleine Funkenbildung kann ausreichen. Die Belastungsprüfung mit 1 Bar Druck erzeugt eine enorme Energiemenge. Mit brennbarem Gas wäre das wie eine Bombe zu testen. Die Regeln verbieten das ausdrücklich - und das aus gutem Grund.
Was passiert, wenn die Prüfung fehlschlägt?
Wenn der Druck sinkt, gibt es ein Leck. Der Installateur muss es finden und beheben - das kann eine Schraube nachziehen, eine Schweißnaht reparieren oder eine Leitung austauschen. Danach wird die Prüfung wiederholt. Solange die Prüfung nicht bestanden ist, wird der Gasanschluss nicht freigegeben. Es gibt keine Ausnahme. Die Sicherheit hat Vorrang vor Zeit und Kosten.