Kapitalverkehrskontrollen und Immobilienkauf im Ausland: Ländervergleich 2025

Kapitalverkehrskontrollen und Immobilienkauf im Ausland: Ländervergleich 2025 Nov, 14 2025

Was sind Kapitalverkehrskontrollen und warum betreffen sie dich als Immobilienkäufer?

Stell dir vor, du hast genug Geld zusammen, um eine Wohnung in Spanien oder eine Villa in Andorra zu kaufen. Alles ist klar, der Preis passt, die Lage ist perfekt. Doch plötzlich sagt deine Bank: "Wir können den Transfer nicht durchführen, ohne eine Genehmigung der Zentralbank." Das ist kein Einzelfall. In vielen Ländern gibt es Regeln, die bestimmen, wie und ob du Geld aus dem Ausland in Immobilien investieren darfst. Diese Regeln heißen Kapitalverkehrskontrollen.

Kapitalverkehrskontrollen sind staatliche Beschränkungen, die den Fluss von Geld über Grenzen hinweg kontrollieren. Sie können ein Verbot sein, eine Steuer, eine Genehmigungspflicht oder eine Meldepflicht. Ihr Ziel ist oft, die eigene Währung zu schützen, Spekulationen zu verhindern oder Geldwäsche zu stoppen. Für dich als Investor bedeutet das: Der Kauf einer Immobilie im Ausland ist nicht mehr nur eine Frage von Preis und Lage - sondern auch von Recht und Regulierung.

Im Europäischen Binnenmarkt gilt grundsätzlich Freiheit des Kapitalverkehrs. Das heißt, du darfst normalerweise ohne Einschränkungen in andere EU-Länder investieren. Aber das ist nur die Grundregel. In Krisenzeiten, wie nach der Finanzkrise 2008 oder während der aktuellen Inflation, haben viele Länder temporäre Kontrollen eingeführt. Und manche Länder haben sie nie aufgehoben.

Spanien: Bis zu 100 % Steuer für Nicht-EU-Käufer

Spanien ist 2025 das Land mit den härtesten Regeln für ausländische Immobilienkäufer. Die Regierung in Madrid plant eine Sondersteuer von bis zu 100 % auf den Kaufpreis, wenn du nicht aus der EU kommst. Das ist keine theoretische Drohung - es ist ein konkretes Gesetzesprojekt, das im Februar 2025 in die letzte Beratungsphase ging.

Warum? Die Wohnungsnot in Städten wie Barcelona, Madrid und Valencia ist akut. Lokale Familien können sich keine Wohnung mehr leisten, während ausländische Investoren ganze Straßenzüge aufkaufen. Die Steuer soll genau das stoppen: Spekulation von außen. Für deutsche Käufer aus der EU bleibt der Kauf weiterhin möglich - aber mit strengerer Prüfung der Herkunft des Geldes.

Was du tun musst: Wenn du aus der EU kommst, musst du den Herkunftsnachweis deines Kapitals erbringen. Das bedeutet: Bankauszüge, Lohnbescheinigungen, Steuerbescheide. Wenn du aus der Schweiz, den USA oder Asien kommst, wird der Kauf fast unmöglich - es sei denn, du zahlst die volle Steuer. Die Regierung rechnet damit, dass dadurch jährlich bis zu 2 Milliarden Euro an Steuereinnahmen entstehen.

China: Kapitalfluchtkontrolle macht Auslandsinvestitionen zur Herausforderung

Chinesische Investoren waren jahrelang die größte Gruppe ausländischer Käufer in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Doch seit 2017 hat die chinesische Zentralbank (PBOC) und die State Administration of Foreign Exchange (SAFE) die Kontrollen verschärft. Jeder Transfer über 50.000 USD ins Ausland muss genehmigt werden - und das ist nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Privatpersonen.

Was das für dich bedeutet: Wenn du als Chinese in Deutschland eine Immobilie kaufen willst, musst du nachweisen, dass dein Geld legal verdient wurde. Das kann ein Unternehmensgewinn, ein Verkaufserlös oder ein Erbe sein. Aber: Selbst mit Dokumenten wird der Transfer oft abgelehnt, wenn die Behörden Verdacht auf Kapitalflucht haben. Viele chinesische Käufer nutzen jetzt Umwege - wie den Kauf über eine Firma in Singapur oder Hongkong. Aber auch das wird immer schwerer.

Ein Beispiel: Ein chinesischer Investor kaufte 2023 ein Mehrfamilienhaus in Berlin für 3,2 Millionen Euro. Die Überweisung wurde von der chinesischen Bank abgelehnt, weil die Herkunft des Geldes nicht nachvollziehbar war. Er musste die Transaktion über einen Umweg in Thailand abwickeln - mit zusätzlichen Kosten von 120.000 Euro an Gebühren und Steuern. Es lohnt sich nicht mehr, ohne professionelle Beratung.

Chinesischer Investor mit abgelehnten Überweisungsformularen in einem Büro, europäische Karte im Hintergrund.

Deutschland: Keine Kapitalverkehrskontrollen - aber strenge Meldepflichten

Deutschland hat keine Kapitalverkehrskontrollen im klassischen Sinne. Du kannst dein Geld frei ins Ausland transferieren - oder Geld aus dem Ausland hierher bringen. Aber das bedeutet nicht, dass du unbehelligt bist.

Seit 2023 gilt: Jede Immobilientransaktion in Deutschland, bei der mehr als 10.000 Euro bar oder über eine ausländische Bank überwiesen werden, muss von Banken und Notaren an die Finanzinformationsunit (FIU) gemeldet werden. Das gilt auch, wenn du eine Wohnung in Italien kaufst und das Geld von einer deutschen Bank überweist.

Warum? Weil Immobilien eine der beliebtesten Methoden für Geldwäsche sind. Ein Krimineller kauft eine Immobilie mit „schwarzen“ Geld, veräußert sie später - und schon ist das Geld „sauber“. Die Bundesbank hat 2023 über 1.200 Verdachtsfälle im Immobilienbereich gemeldet - ein Anstieg von 40 % gegenüber 2022.

Was du tun musst: Wenn du als Deutscher eine Immobilie im Ausland kaufst, musst du den Geldtransfer nicht anmelden - aber deine Bank kann dich fragen, woher das Geld kommt. Wenn du keine Belege hast, kann sie die Überweisung blockieren. Das ist kein Gesetz, sondern eine Bankrichtlinie. Und viele Banken haben mittlerweile automatische Systeme, die Transaktionen mit Ländern wie Dubai, Serbien oder Montenegro automatisch flaggen.

Andorra, Serbien, Montenegro: Die neuen Hotspots für steuerliche Umstrukturierung

Während Spanien und China den Zugang erschweren, werden andere Länder immer attraktiver. Andorra, Serbien und Montenegro sind 2025 die Top-3-Länder für deutsche Investoren, die nach steuerfreien oder -günstigen Immobilien suchen.

In Andorra zahlt du keine Grunderwerbsteuer, keine Kapitalertragssteuer und keine Erbschaftssteuer auf Immobilien. Der Nachweis des Geldes ist einfach: Ein Bankauszug reicht aus. Und: Wer eine Immobilie über 400.000 Euro kauft, erhält automatisch einen Aufenthaltstitel. Viele deutsche Rentner nutzen das, um ihre Steuerlast zu senken.

In Serbien ist der Kauf für EU-Bürger völlig unkompliziert. Es gibt keine Kapitalverkehrskontrollen, keine Steuern auf den Kauf, und du kannst das Geld von jeder deutschen Bank überweisen. Der Preis pro Quadratmeter in Belgrad liegt bei durchschnittlich 1.800 Euro - ein Bruchteil von München oder Hamburg.

Montenegro ist ähnlich: Keine Steuern auf Immobilienkauf, keine Meldepflichten, und du kannst sogar die Staatsbürgerschaft beantragen, wenn du mehr als 250.000 Euro investierst. Die Regierung lockt mit einem „Golden Visa“-Programm - und viele deutsche Investoren nutzen das.

Die USA: LLC als Schutzschild - aber mit Risiken

Ein beliebter Trick unter deutschen Investoren: Du gründest in den USA eine LLC (Limited Liability Company) und kaufst über diese die Immobilie. Die LLC ist eine juristische Person - und damit geschützt vor deutschen Steuerbehörden. Keine Grunderwerbsteuer, keine Schenkungssteuer - wenn du die Immobilie in die LLC überträgst, fällt in Deutschland nichts an.

Doch das hat einen Haken. Die USA haben strenge Regeln für ausländische Eigentümer. Du musst eine Steuernummer (ITIN) beantragen, jährlich eine Steuererklärung abgeben - und du kannst keine Mieteinnahmen ohne Steuern in Deutschland abbuchen. Außerdem: Wenn du die Immobilie später verkaufst, zahlt die USA Kapitalertragsteuer - und Deutschland erhebt auch noch Steuern, wenn du das Geld nach Hause holst.

Experten warnen: Eine LLC ist kein „Schutzschild“ gegen deutsche Behörden. Die Finanzämter wissen, wie das funktioniert. Wenn du das Geld nicht offenlegst, riskierst du Steuerhinterziehung. Ein Fall aus 2024: Ein Investor aus Düsseldorf kaufte über eine LLC in Florida ein Haus für 1,2 Millionen Euro. Er meldete es nicht in Deutschland. Nach drei Jahren wurde er entdeckt - und musste 420.000 Euro Nachsteuer zahlen, plus Zinsen und Strafen.

Paar betrachtet eine Villa in Andorra, Sonnenlicht, Hinweisschild 'Keine Grunderwerbsteuer'.

Was kommt 2025-2026? Die Zukunft des Auslandsimmobilienkaufs

Die EU plant bis 2025 ein einheitliches Meldeportal für alle grenzüberschreitenden Immobilientransaktionen. Das bedeutet: Jeder Kauf, egal ob in Portugal, Polen oder Peru, wird digital erfasst - und an die nationalen Finanzbehörden weitergeleitet. Es wird nicht mehr möglich sein, Transaktionen zu verstecken.

Zugleich arbeiten Länder wie Deutschland und die Niederlande an Pilotprojekten mit Blockchain-Technologie. In Berlin wird 2025 ein Testprojekt gestartet, bei dem Immobilientransaktionen auf einer sicheren, öffentlichen Datenbank dokumentiert werden. Das macht Geldwäsche unmöglich - aber auch Transparenz für alle Beteiligten.

Die Deutsche Bundesbank prognostiziert bis 2026 einen Anstieg von 35 % bei grenzüberschreitenden Immobilienkäufen - aber auch eine Verdopplung der regulatorischen Anforderungen. Wer jetzt investiert, muss sich auf drei Dinge einstellen: mehr Nachweise, mehr Kosten, mehr Zeit.

Was du jetzt tun musst - 5 praktische Schritte

  1. Prüfe das Land: Welche Regeln gelten dort? Spanien? China? Serbien? Jedes Land hat andere Gesetze.
  2. Sammle Belege: Bankauszüge, Steuerbescheide, Gehaltsnachweise - alles, was zeigt, woher dein Geld kommt.
  3. Frage deine Bank: Nicht jede Bank unterstützt Auslandsimmobilien. Frag vorher, ob sie den Transfer durchführt.
  4. Vermeide Umwege: LLCs, Briefkastenfirmen, Kryptowährungen - das ist riskant. Die Behörden erkennen das.
  5. Suche einen Experten: Ein Steuerberater mit Erfahrung in Auslandsimmobilien ist kein Luxus - er ist Pflicht.

Frequently Asked Questions

Gibt es in Deutschland Kapitalverkehrskontrollen beim Immobilienkauf im Ausland?

Nein, Deutschland hat keine Kapitalverkehrskontrollen. Du kannst dein Geld frei ins Ausland transferieren. Aber: Banken und Notare müssen Transaktionen ab 10.000 Euro an die Finanzinformationsstelle melden, wenn sie Verdacht auf Geldwäsche haben. Du musst also nachweisen können, woher dein Geld kommt.

Kann ich mit chinesischem Geld in Deutschland eine Immobilie kaufen?

Ja, aber es ist schwieriger geworden. Chinesische Investoren müssen den Geldtransfer durch die chinesische Zentralbank genehmigen lassen. Seit 2023 werden über 60 % der Anträge abgelehnt, wenn die Herkunft des Geldes nicht eindeutig ist. Viele nutzen Umwege - aber das erhöht das Risiko von Strafen.

Ist der Kauf einer Immobilie in Andorra steuerfrei?

Ja - in Andorra fallen keine Grunderwerbsteuer, keine Kapitalertragssteuer und keine Erbschaftssteuer auf Immobilien an. Du musst aber einen Wohnsitznachweis erbringen, wenn du länger als 183 Tage im Jahr dort bleibst. Der Kauf einer Immobilie über 400.000 Euro gibt dir automatisch einen Aufenthaltstitel.

Warum wird die EU ein einheitliches Meldeportal für Immobilienkäufe einführen?

Um Geldwäsche zu bekämpfen. Immobilien sind ein beliebtes Mittel, um illegales Geld zu waschen. Mit dem neuen Portal werden alle grenzüberschreitenden Transaktionen digital erfasst - und an die zuständigen Behörden weitergeleitet. Das macht es für Kriminelle fast unmöglich, Immobilien als Geldwäsche-Tool zu nutzen.

Was passiert, wenn ich keine Belege für mein Geld habe?

Deine Bank kann die Überweisung ablehnen. In einigen Ländern wie Spanien oder Deutschland kann das sogar zu einer Strafanzeige wegen Geldwäsche führen. Selbst wenn du die Immobilie kaufst, kann die Behörde später den Vertrag anfechten, wenn sie den Geldfluss nicht nachvollziehen kann. Es lohnt sich nie, ohne Belege zu kaufen.

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